Artikel: Aggressionen und Kalorien abbauen

» Training mit Techniken aus dem Kampfsport

Manchmal würde man am liebsten zuschlagen. Dem leidigen Nachbarn eins auf die Nase geben. Oder dem rücksichtslosen Autofahrer eine Lehre erteilen, die er nicht so schnell vergisst. Natürlich hält man sich zurück und schluckt den Ärger runter. Doch so stauen sich Aggressionen auf.

Eine ideale Methode mit diesen umzugehen, ist Kickbox-Fitness (KBF). "Der Sport wirkt emotionskontrollierend und baut Aggressionen ab", sagt der KBF-Trainer und -Ausbilder Lars Focke. Kickbox-Fitness stammt aus den USA. Es verbindet Bewegungen aus dem Kampfsport mit einem gezielten Fitnesstraining an einem freistehenden Sandsack, dem so genannten "Bag".

"Das ist der Hauptunterschied zu klassischen Kampfsportarten - es gibt keinen Gegner, sondern nur den Bag", sagt Focke. Die Teilnehmer arbeiten maximal zu viert an einem Bag. "Es werden Techniken des Kampfsports angewendet, ohne dass man sich miteinander vergleicht, misst oder gar gegenseitig verletzt", informiert der Experte.

» Training für den ganzen Körper

Ziel sei es nicht, jemand anderen zu besiegen, sondern sich eine Stunde mit möglichst vielen sinnvollen Elementen zu bewegen. Jede Stunde beginnt mit einem Warm-Up auf den der Hauptteil am Bag folgt. Dabei übt man mit der eigenen Körperspannung Kraft auf den Bag aus, die dieser dann zurückgibt. Der Impuls beginnt in der Hüfte und geht von da in Arme und Beine weiter. Doch auch Po und Bauch müssen angespannt werden. "Wendet man die Technik richtig an, wird der ganze Körper trainiert", sagt Focke.

Verschiedene Beinkicks und Armschläge werden erlernt, geübt und perfektioniert. Hohe Beinkicks à la Bruce Lee fallen allerdings aus. "Die sehen zwar gut aus, sind aber gerade für Einsteiger mit einer großen Verletzungsgefahr verbunden", warnt der Experte.

Auf ein kurzes Cool-Down am Bag folgt schließlich noch eine Kräftigungsphase. Diese findet zunächst am Bag und anschließend am Boden in Kombination mit einem leichten Stretching statt. Trotzdem läuft das Training größtenteils mit Musik ab, damit die Bewegungen rhythmisch erfolgen können. "Die typischen choreographierten Aerobic-Bewegungen gibt es aber nicht", erläutert Focke.

» "Aerobic" auch für Männer

Deswegen trauten sich auch viele Männer zur Kickbox-Fitness, denen die exotischen Schrittkombinationen beim Aerobic nicht ganz geheuer seien. Aber gerade Frauen, ist Focke sich sicher, lernten ihren Körper durch KBF auf neue Art kennen: "Sie merken, dass sie richtig Kraft ausüben können."

Anders als bei klassischen Fitness-Stunden sind die Teilnehmer nach dem Warm-Up nicht mehr zentral auf den Spiegel ausgerichtet. Der Trainer kann sich frei im Raum bewegen und schauen, was jeder Einzelne an seiner Technik verbessern sollte. "Die Teilnehmer sind durch den Bag getarnt, jeder kann sein Tempo durchziehen je nach Kraft und Kondition", betont Focke. So könnten sie verschiedene Levels zugleich trainieren.

» "Ideal zur Gewichtsabnahme"

Auch während der Zeiten ohne Technik am Bag bleibt der Teilnehmer durch das 'Weightshifting', das Tänzeln vor dem Bag, in pausenloser Bewegung. "Das Training ist ideal zur Gewichtsabnahme und stärkt das Herz- und Kreislaufsystem", sagt Focke. Auch für die Beinkicks benötigt der Körper reichlich Energie und verbraucht entsprechend viele Kalorien.

Weil Choreographien wegfallen und sich die Sportler auf die Technik konzentrieren, führen sie die Bewegungen bewusster und intensiver aus. Das erhöht den Kalorienbedarf zusätzlich. Zugleich werden Beweglichkeit, Gleichgewichtssinn und Reaktionsvermögen gefördert.

Die Teilnehmer tragen während des Workouts am Bag Boxhandschuhe und Bandagen, um die Handgelenke zu stabilisieren. Die Handschuhe kosten nach Angaben des Experten zwischen 25 und 100 Euro. Meist können sie jedoch auch im Studio ausgeliehen werden.

(N24, ddp)

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